Heutzutage sind erneuerbare Energien für die Energielandschaft unverzichtbar. Doch noch vor wenigen Jahrzehnten sah dies ganz anders an. Rückblickend darf sogar behauptet werden, dass sie ihren experimentellen Charakter erst vor 20 bis 30 Jahren verloren. Seit der Jahrtausendwende hat sich der Wind – im wahrsten Sinne des Wortes – gedreht. Ein Blick auf die erneuerbaren Energien zeigt, wie aus ersten Gehversuchen aktuelle und vielversprechende Trends wurden.
Wasserkraft und Biomasse als Vorreiter
Die erste erneuerbare Energie ist zweifelsohne die Wasserkraft. Historische Funde deuten darauf hin, dass sie bereits seit mehr als 5.000 Jahren genutzt wurde, um etwa den Betrieb von Mühlen zu ermöglichen. Zwar war zur damaligen Zeit weder die Stromproduktion auf diese Weise nicht möglich, noch gab es einen ökologischen Hintergrund. Die änderte sich erst mehrere Jahrtausende später. Inmitten der industriellen Revolution entwickelte sich die Wasserkraft zu einem Grundpfeiler der Energiegewinnung. Spätestens seit der Einweihung der ersten Wasserkraftanlage im Jahr 1890 halten die erneuerbaren Energien in Deutschland vermehrt Einzug, wenngleich die Wasserkraft selbst nur eine kleine Rolle dabei spielt. Selbiges Schicksal ereilte die Biomasse. Nachdem erste Biogasanlagen zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Ruhrgebiet errichtet wurden, reichte die Entwicklung nur für erste Versuche im Bereich der Stromerzeugung durch Biomasse in den 30er- und 50er-Jahren. Ab der Jahrtausendwende änderte sich dies aufgrund der Erneuerbaren-Energie-Gesetze in Deutschland. Bisweilen war die erzeugte Energie so groß, dass ihr Systemverantwortung übertragen werden konnte.
Windkraft und Fotovoltaik
Das Potenzial der Windkraft als erneuerbare Energie wurde vergleichsweise spät erkannt. Nach Versuchen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Windkraft fast schon wieder in Vergessenheit geraten. Erst im Jahr 1987 wurde ein Projekt an der Nordseeküste der erste Windpark Deutschlands errichtet. Aufgrund der somit aufgezeigten Stromgewinnungen war der Fortschritt nicht mehr aufzuhalten. Innerhalb weniger Jahre entstand ein Windpark nach dem anderen – insbesondere in Deutschland. Zwischenzeitlich war das Interesse an Windkraftanlagen hierzulande so groß, dass beinahe zweidrittel aller in Europa installierten Windkraftanlagen in Deutschland standen. Auswertungen des Jahres 2021 ergeben, dass heutzutage mehr als 60 Gigawatt ausschließlich durch die Windkraft erzeugt werden.
Parallel zur zunehmenden Bedeutung der Windkraftanlagen entwickelte sich auch die Fotovoltaik zu einem Grundpfeiler für erneuerbare Energie. Wurden in den 1990er-Jahren primär kleine Anlagen gebaut, stieg ihre Nutzung in den vergangenen 20 Jahren rapide an. Die gewonnene Energiemenge durch Fotovoltaik war im Jahr 2021 nur unwesentlich geringer als die der Windkraft.
Ausbau und Weiterentwicklung im Fokus
Fotovoltaik und Windkraft werden auch in der Zukunft eine wichtige Rolle beim Thema erneuerbare Energie spielen. Sie haben sich bewährt und generieren zuverlässig Energie in riesigen Mengen. Da der Bedarf weiterhin steigt, muss eine Weiterentwicklung stattfinden. So gibt es seitens der Politik Überlegungen, wie beide Arten zur Energiegewinnung künftig intensiver genutzt werden können. Ein Beispiel hierfür ist der Plan, den Neubau von Häusern und Wohnkomplexen an die Auflage zu knüpfen, dass etwaige Neubauten immer mit Fotovoltaikanlagen ausgestattet sein müssen.
Abseits solcher Gedankenspiele forscht auch die Industrie verstärkt an weiteren Optionen. An oberster Stelle steht hierbei der Wasserstoff. Dieser kann mit entsprechenden Anlagen umweltfreundlich hergestellt werden und ist vielseitig und branchenübergreifend als Energieträger nutzbar. Mit Blick auf die CO2-Bilanz sind selbst E-Fahrzeuge derzeit längst noch nicht „grün“. Um natürliche Rohstoffe für die Batterieproduktion zu gewinnen, kommen chemische Lösungsmittel zu Einsatz. Ähnliche Probleme finden sich in der Industrie. Wasserstoff als Antriebsmittel könnte dies ändern. Doch hinkt die Forschung in diesem Bereich. Hauptursache hierfür ist der massive Bedarf an Wasserstoff, der für eine solche Verkehrs- und Industriewende notwendig wäre.
Unter dem Strich ist eines Fakt: Erneuerbare Energie ist unweigerlich mit Energiewende verknüpft. Diese kann jedoch nur erfolgreich durchgeführt werden, wenn alle Ressourcen genutzt werden. Nach derzeitigem Stand gibt es zwar vielerlei vielversprechende Ideen, doch müssen die Optionen zur Energiegewinnung gebündelt werden, um den Bedarf an Energie dauerhaft und in der Breite abzudecken.