Die Energiewende und der Klimaschutz gehören zu den aktuell größten Herausforderungen. Oft wird die Energiewende auf den Strom reduziert. Tatsächlich ist auch grünes Gas im Hinblick auf die Versorgungssicherheit und eine klimaverträgliche Zukunft vielversprechend. Zum Beispiel wird Wasserstoff aus übrig gebliebenem Ökostrom gewonnen und kann völlig klimaneutral erzeugt werden. Im Unterschied zur Elektrizität lässt sich Gas in großen Mengen in der vorhandenen Infrastruktur speichern. In diesem Beitrag erfahren Sie, was grünes Gas ist, wie es entsteht und welchen Beitrag es zu der Gestaltung der Energiewende leisten kann.
Inhaltsverzeichnis
Grünes Gas zur Vollendung der Energiewende
Mit Strom allein lässt sich die Energiewende nicht bewerkstelligen. Denn der Strom macht nur rund ein Fünftel unseres Energieverbrauchs aus. Davon werden bislang etwa 50 Prozent durch erneuerbare Energien ermöglicht. Die bisherigen Einsparungen beim CO2 reichen noch nicht, um die Klimaziele rechtzeitig zu erfüllen. Es ist daher erforderlich, fossiles Gas sukzessiv durch grünes Gas zu ersetzen. Dann wird es gelingen, optimale Ergebnisse im magischen Viereck aus Klimaschutz, Versorgungssicherheit, regionaler Wertschöpfung und Energieunabhängigkeit zu erreichen.
Was ist grünes Gas?
Grünes Gas ist jedes regeneratives Gas, dessen Produktion mit keinem oder nur einem geringen CO2-Verbrauch verbunden ist.
Biogas
Biogas entsteht aus den organischen Abfällen, Pflanzen und Abwässern in der Landwirtschaft. Hierzu zählen Gülle, Bioabfälle, Grünschnitt und Reststoffe (z. B. Stroh, Erntereste). Bei der Umwandlung von Biogas in Gas bleibt ein Gärprodukt zurück, das als hochwertiges Düngemittel flüssig oder getrocknet in der Landwirtschaft oder im Gartenbau eingesetzt werden kann. Auf diese Weise wird mineralischer Dünger verzichtbar, der ansonsten mit einem hohen Energiebedarf erzeugt werden müsste. Biogas ist daher eine überaus umweltverträgliche Energiequelle.
SNG (Synthetic Natural Gas)
SNG entsteht aus Wasserstoff, der aus Wind- oder Solarenergie gewonnen wurde. Der Wasserstoff wird mit CO2 aus regenerativen Energiequellen versetzt. SNG eignet sich gut für die Einspeisung in die Infrastruktur, weil es fast die gleichen Brennwerte ausweist wie herkömmliches Erdgas.
Biomethan / Bio-LNG
Biomethan ist aufbereitetes Biogas. Es wird in Biogasanlagen aus Biomasse erzeugt. Durch die Abkühlung auf minus 162 Grad Celsius entsteht flüssiges Methan, das auch als Bio-LNG bezeichnet wird. Es ist insbesondere für die CO2-Reduktion im Schwerlastverkehr geeignet. Biomethan entsteht außerdem auf natürliche Weise als Bestandteil des Biogases in sauerstoffarmen Schichten unter der Erde, zum Beispiel in Sümpfen und Mooren. In seinen Brenneigenschaften unterscheidet sich Biomethan qualitativ kaum von fossilem Erdgas. Daher ist die Vermischung in Gasnetzen ohne weiteres möglich.
Grüner Wasserstoff
Für die Herstellung von grünem Wasserstoff werden große und höchst flexible Elektrolyseanlagen genutzt. Dabei wird ausschließlich Strom aus regenerativen Quellen (Wind oder Sonne) genutzt. Die elektrochemische Reaktion spaltet Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff auf. Der dabei entstehende Wasserstoff ist gasförmig. Daher kann er in das vorhandene Gasnetz eingespeist werden. Das Verfahren ist überaus wirtschaftlich. Denn die Menge an erneuerbarer Energie, die nicht im Stromnetz gebraucht wird, kann als CO2-freier Wasserstoff gespeichert werden. Grüner Wasserstoff eignet sich als Energiequelle für private Haushalte, die Industrie und den Verkehrssektor.
Türkiser Wasserstoff
Türkiser Wasserstoff wird durch das Verfahren der Methanpyrolyse hergestellt. Dabei wird Methan unter hoher Temperaturzufuhr in seine Komponenten Kohlenstoff und Wasserstoff gespalten. Dabei wird kein CO2 freigesetzt.
Blauer Wasserstoff
Blauer Wasserstoff entsteht durch die Dampfreformierung von herkömmliche Erdgas. Das entstandene CO2 wird im Anschluss unter der Erdoberfläche gelagert. Das Verfahren ist klimaneutral, da das CO2 nicht in die Atmosphäre gelangt. Es wird als CCS (Carbon Capture and Storage) bezeichnet.
Grünes Gas sichert die Energieversorgung und schont das Klima
Im Unterschied zum Strom ist Gas optimal für die Speicherung geeignet. Auch große Mengen lassen sich speichern. Die Speichersysteme, die zur Zeit mit Erdgas gefüllt sind, können in Zukunft problemlos für das grüne Gas genutzt werden. Durch die Verwendung wasserstoffverträglicher Anlagen und Netze wird die Energieversorgung gesichert, ohne dabei CO2 zu emittieren und die Klimaziele zu gefährden.
Einsatz von grünem Gas in privaten Haushalten und der Industrie
In der Zukunft wird es möglich sein, das Gasauto, die Gasheizung und den Gasherd vollständig mit grünem Gas zu betreiben. Gleiches gilt für das Gaskraftwerk und Gasbrenner in der Industrie. Die nationalen und europäischen Klimaziele können wir nur erreichen, wenn wir grünes Gas für die privaten Haushalte und ebenso für die energieintensive Industrie nutzbar machen. Damit wird es gelingen, die gesamte Energieversorgung klimaneutral zu gewährleisten. Grünes Gas ist die Energie der Zukunft!